(Melitta Sallai)
Von Muhrau nach Morawa
Ein ungewöhnliches Leben in Europa und Afrika
Klak Verlag, Neuauflage 2013, 218 Seiten, Abb. s/w, 20 x 13,5 cm
Das Leben von Melitta Sallai beginnt mit einer sorglosen Kindheit im niederschlesischen Schloss Muhrau. Aufgewachsen in der Tradition des Adels, erlebt sie den Zweiten Weltkrieg und die ihm folgenden Umbrüche. Gegen Kriegsende wird sie Zeugin des nationalsozialistischen Raubs bedeutender Kunstwerke aus Polen, unter anderem des Gemäldes „Die Dame mit dem Hermelin“ von Leonardo da Vinci. Ihrer Flucht folgt ein abenteuerliches Leben, zunächst in Frankreich als Au-pair-Mädchen eines Generals, dann half ihr ein katholischer Priester in Portugal. Mit einer Au-pair-Familie geht sie nach Angola, wo sie einen ungarischen Diplomaten heiratet und mit ihm eine Plantage betreibt. Hautnah erlebt sie Tradition und Wandel einer aufbrechenden Kolonialgesellschaft. Nach 28 Jahren in Angola zwingt die Revolution sie 1981 zur Flucht und einem Neuanfang in Deutschland. Die politische Wende in Osteuropa eröffnet neue Perspektiven. Melitta Sallai kehrt als Pensionärin an ihren Geburtsort Muhrau, das heutige polnische Morawa, zurück und engagiert sich für ein neues deutsch-polnisches Miteinander. Melitta Sallai inmitten von Menschen und Ereignissen – ein spannendes Buch.
Melitta Sallai ist eine außergewöhnliche Person. Ihr Leben ist etwas, das oft eine „Filmbiographie“ genannt wird. Die Erinnerungen sind sehr lebendig geschrieben, mit großer Beredsamkeit, plastisch, obwohl es das schriftstellerische Debüt der Autorin ist. In ihrem langen Leben wurde sie Zeugin verschiedener Umbrüche des 20.1ahrhunderts: des Aufstiegs und Untergangs des Nationalsozialismus in Deutschland, der erzwungenen Migrationen, des Untergangs der Kolonialimperien nach dem Zweiten Weltkrieg und, was zu betonen ist, des Untergrunds des Kommunismus in den Ländern Mittel- und Osteuropas. Insbesondere letzteres Ereignis hat für Melitta und ihre Familie eine große Chance eröffnet, eines – weiteren – Neuanfangs, dieses Mal in Zusammenarbeit mit polnischen Freunden.
Prof. Krzysztof Ruchniewicz, Universität Wroclaw